Historischer Rückblick zum Hopfenanbau in Kiebingen

Schon im 18. Jahrhundert bestanden in Rottenburgs Umgebung einzelne Hopfengärten, welche im Eigentum von Bierbrauern waren. Eine große Rolle spielten dabei die Jesuiten mit ihrer Niederlassung im Schloß in Bühl, in der sie eine weltberühmte Bierbrauerei besaßen. Aber erst in den Jahren um 1830 wurde der Hopfenanbau bedeutender. So bestanden im Jahre 1840 in Rottenburg schon 30 ha Hopfengärten, die sich durch steigende Hopfenpreise, resultierend aus der steigenden Nachfrage, bis 1886 auf 1160 ha ausdehnte.

Der Rottenburger Hopfen eroberte bald auswärtige Märkte wie zum Beispiel Nürnberg. Es wurde die Hauptquelle des Wohlstandes. Der Hopfenanbau verursachte große Kosten, wie das "Rigolen" (das ist das bis zu 50 cm tiefe Umbrechen des Bodens), sowie die Hopfenstangen. Deshalb waren wohl nur die reicheren Bürger imstande große Hopfenanlagen zu unterhalten. Obwohl auch kleinere, zuweil auch Tagelöhner, Hopfen anpflanzten. Der verlockende Reiz des Hopfenanbaus lag darin, daß zu einer bestimmten Frist und bei guter Ernte dem Pflanzer bares Geld ins Haus flog. In Kiebingen notierte die örtliche Pfarrchronik für das Jahr 1853 eine reichliche Hopfenernte. Infolge dessen machte sich ein zunehmender ökonomischer Wohlstand der Gemeinde bemerkbar. Diese Entwicklung des dörflichen Wirtschaftslebens prägte Kiebingen bis in die Zeit des ersten Weltkrieges.

Im Jahre 1851 wurden die Kiebinger Hopfenplantagen in den Württembergischen Jahrbüchern bereits an zweiter Stelle im Oberamt Rottenburg genannt.
Wegen des Hopfenbooms wurden neben Erntehilfskräften zusätzlich auch Trockenräume benötigt, weshalb mehrere Scheunen in Kiebingen gebaut wurden. (1874 - 1876) und sogar ein leerstehendes Rathauszimmer zur Hopfentrocknung vermietet wurde. In einem guten Jahr, wie 1878, wurden allein auf der örtlichen Waage 286 Zentner Hopfen gehoben. Dies entsprach bei 100 DM pro Zentner 26800 DM entsprechend damaligen ca. 80 gewerblichen Jahreslöhnern.

Natürlich trieben schlechte Erntejahre oder gar Ernteausfälle viele Kiebinger an den Rand des Ruins, wovon einige Versteigerungen und Verkäufe von Hopfengärten zeugen. Der gesammte Hopfenboom dauerte aber nur bis ca. 1896. Denn in den vorangegangenen 10 Jahren betrug der Rückgang der Anbaufläche 12%. So hat auch der Hopfenanbau in Kiebingen, infolge gesunkener Hopfenpreise, stark abgenommen, ist jedoch nicht wie in einigen Gemeinden, wie zum Beispiel Bühl, Wurmlingen und Dettingen, ganz erloschen.


Hopfa- Zopfla

Hopfazopfla Stil dra lau
wers et ka solls bleiba lau
So ischs gsai en alter Zeit
so seis heit no saget Leid

En dr Schuir beianand
hocket se aus jedam Stand.
Was wud do et älls verzehlt
s´wud de Leit fast d´Haut abgschelt

Mit de Büschelen em Waga
kommt an Duft rei et zom saga
oh des Gschmäckle bittergsüaßt
wenn ma sell vermissa müaßt

Zopfler geits, send gschwend ond gschickt
hent em Nu an Semre pflickt
dehnd an Busa no druffnuff
greifat noch am Most als Suff

Au an Bolla Wuscht fehlt et
wenn ma zopflat so omd Wett.
Händ gibts Schwaaz wiad Nacht drbei
sell ghört grad zor Zopflerei

Manchmal solls a Liabschaft gea
allte Leit wends bloß et gsteah.
Welaweag dia greane Dold
isch feis beste Neckargold.

 

 

Maschgra Gau in Kiebingen

Die Fasnet zählt zu dem ältesten Brauchtum in Kiebingen. Alte Aufzeichnungen berichten um das Jahr 1512 von mehreren Fasnetsbräuchen. Das "Maschgra gau" ist einer davon und der einzigste Brauch der sich bis zur heutigen Zeit erhalten hat. Er wurde nur durch die zwei Weltkriege für wenige Jahre unterbrochen. Früher war bei dieser unorganisierten Straßenfasnet der "Butz" und später der "Teufel" die beliebtesten Verkleidungen. Das "Maschgra gau" beginnt offiziell nach Lichtmess am 2. Februar und endet mit der Fasnet am Aschermittwoch. Seit einigen Jahren konzentriert es sich auf zwei Tage in der Hauptfasnet, dem Gemmelega Dauschdeg und dem Rosenmontag.
Zum "Maschgra gau" verkleidet sich alt und jung als Hexen, Teufel, alter Mann, Clown usw. um bei den fasnächtlichen Hausbesuchen nicht erkannt zu werden. In kleinen Gruppen zieht man dann durch das Dorf von einem Haus zum Anderen. Dabei versuchen die Hausbewohner ihre verkleideten Gäste zu erraten. Wenn es ihnen gelungen ist werden die "Maschgra" großzügig bewirtet mit allem was die Küche und der Keller zu bieten hat.

Wir, die Hopfen- Hopser bedanken uns bei allen Fasnetshäusern die jedes Jahr weder Kosten noch Mühen scheuen um diesen alten Brauch am Leben zu erhalten.


S' Maschgra Gau

S´scheschte en dr Fasnet isch ond bleibt des Maschgra gau,
ond koi reachter Narr ka des en der Fasnet bleiba lau.

Noch Liachtmess gohts ganz offiziell los,
ond jeder suacht em Schrank noch Hemad, Gsicht od der Fasnetshos.

Als Hexa, Deifel, Clown ond alter Ma,
em Zwergahäs, em Fraukloid, ond woiß Gott was älles dend se a.

Ma frogt sich wo brengt mancher noa dia Sache her,
vom Ehne, dr Ahna, vom Schrank doba en dr Behne oder donna vom Kear.

Ma goht vo oim Haus ens ander,
on isch da Dag voll lustig beieinander.

Ganz toll wuds voll am Gemmelega Dauschdeg,
do juckts schaffa de meiaschde an scheena Dreck.

Scho morgads goht des ganze a,
ond nachts send manche allaweil no dra.

Do hört ma manche no spiela ond senga,
doch am Freideg muaß des no verklenga.

Fasnet isch, rättätä, Jaule ond Narri Narro
schreite se, en dr Fasnet ischs halt so!

Manche sagat, a wa, des sei bloß am Kommede,
doch a dr Fasnet send des für d´Maschger noa de Blede

Wer soebbes wia d´Kiabenger Fasnet ka et verstao
der soll über dia Dag zom Skifahra oder nach Afrika gao.

A jede Grupp hot au am Raosamedeg ihre Häuser,
ond glaubets do wohnet koine Knäuser!

Oft hört ma "scho honderd send scho gsai",
aber iatzt, kommat nau vor rei, sitzat nau na,
bisch du a Weib oder a Ma, so gohts no s´verrota a

Vo Speck ond Schwarze, Kuttla, Gulaschsupp
guadem Kuacha, Fasnetsküachla kriagt Kraft a jeder Fasnetstrupp.

Drenga dent se natürlech au selta wenig,
doch sísch oimal Fasnet, heut send mir d´König!

En dera schena Fasnetszeit
denka mir au a die für dias koine mai gait!

So wud ma manche Leut wohl nia vergessa,
bei dena ma isch scho uff dr Eckbank gsessa!

Bei dr Emma a guats Schnäpsle tronka,
ond isch manchmal do versonka.

Beim Koppamariele ond am Karle bei Küachle ond am Liad vo de hohe Tanna
deane alle kenne mir noa danka.
Des ond no mai waret richtige Fasnetsleit,
schad, daß es dia nemme geit.

Deshalb a große Maschgrabitt,
ma woiß, d´Fasnet nemmt a jedan mit
lend Maschgra doch au end Häuser nai,
suscht gaits en 30 Johr koi Maschger mai!!

Bernhard Herrmann
Kiebingen 1992